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Prozessingenieurin Rita Kuhn: „Mehr Diversität auf den Baustellen wäre gut!“

Frau Kuhn, wie sieht bei Ihnen ein typischer Arbeitstag aus?

„Typisch“ ist ein großes Wort. Meine Aufgaben unterscheiden sich je nach Einsatzort doch sehr. Im Oktober bin ich für einige Zeit in unsere französische Tochtergesellschaft gewechselt und beschäftige mich gerade mit Projekten in der Angebotsphase, wo ich an den verfahrenstechnischen Berechnungen mitarbeite. Darüber hinaus unterstütze ich die französischen Kolleginnen und Kollegen dabei, Prozessaudits auf den Werken des französischen Marktes durchzuführen. Gleichzeitig ist meine Expertise bei Inbetriebnahmen und bei der Beantwortung verfahrenstechnischer Fragen jeder Art gefragt. Es gibt bei mir also eher typische Tage, aber nicht den typischen Arbeitsalltag.

An welche Projekte erinnern Sie sich besonders?

Ich bin stolz sagen zu können, alle Inbetriebnahmen unseres neuen Stufenbrenners prepol® SC S, auch liebevoll „Prepolito“ genannt, erfolgreich abgeschlossen zu haben.

Besonders in Erinnerungen bleiben meistens Land und Leute auf den Baustellen, sei es Kollegen, Kunden oder Menschen, die man auf der Reise trifft. Und natürlich die in Betrieb genommenen Prototypen mit all ihren Tücken und Überraschungen. Die machen mir persönlich besonders Spaß, da unvorhergesehene Ereignisse reichlich sind und die Arbeit extrem abwechslungsreich macht.

Welche Erfahrungen haben Sie in der „Männerbranche“ Zement gemacht?

Vor allem auf den Baustellen muss man sich als Frau den Respekt härter erarbeiten. Oft dauert es eine Weile, bis man als Ansprechperson für offene Punkte ernst genommen wird. Dumme Sprüche muss man ab und zu gut wegstecken können, unangebrachte sind manchmal auch dabei. Ich denke, unseren Baustellen würde es guttun, diverser zu werden. Homogenität bremst da eher aus, unterschiedliche Perspektiven helfen besonders bei neuen Produkten.

Ich habe festgestellt, dass insbesondere in Deutschland der Frauenanteil in den Zementwerken gering ist. Das ist in anderen Ländern ganz anders. Ich freue mich auf jeden Fall, andere Frauen auf den Zementanlagen zu treffen.

Sie sind in der Welt weit rumgekommen. Erinnern Sie ein besonderes Erlebnis?

Japan war ein spezielles Erlebnis. Der Kunde wischte die Anlage auch außen feucht durch und wir waren fast überall in Socken unterwegs. Gemeinsamer Frühsport in voller Arbeitsmontur vor Arbeitsbeginn gehörte dort zur täglichen Routine.

Eine einmalige Erfahrung war außerdem die Gipfelbesteigung des Acatenango in Guatemala mit Blick auf den Lava speienden Vulkan Fuego, während eines Wechsels von Tag- auf Nachtschicht.

Oder aber eine wilde Reise zum Geldautomaten per Anhalter im ländlichen China, um das Gästehaus bezahlen zu können, nur um festzustellen, dass es auch dort nicht möglich war, Geld abzuheben.

Oft sind es aber auch die technischen Herausforderungen, die es zu lösen gilt, die in Erinnerung bleiben. Und von denen gibt es auf jeder Baustelle eine Menge.

Zum Schluss: Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Eher nicht zuhause, oder?

Selten.! Meine Freizeit verbringe ich am liebsten in Bewegung. Ich liebe Radfahren, vor allem in den Bergen, manchmal mache ich mehrtägige Radtouren durch die Alpen oder andere Gebirge. Gleichzeitig laufe ich gerne und schwimme bereits seit dem Kindergarten. Vor wenigen Wochen habe ich beim Kullamannen, einem UltraTrail Run über 100km in Schweden teilgenommen. Marathon und Triathlon machen mir auch Spaß. Und wenn sich die Dienstreisen im Rahmen halten, spiele ich mit dem Gedanken einer Teilnahme am Ironman 2023 in Nizza.

Und wenn dann noch Zeit bleibt, versuche ich meine weltweit verstreuten Freunde zu treffen, um mit ihnen zu reisen, tauchen, wandern und gut zu essen.

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